Der Lichtkrieg
Herr Meier ist der direkte Leidtragende. Das Licht von Frau Knoops neuer Super-Lampe blendet ihn beim abendlichen Fernsehkrimi und weckt ihn morgens eine Stunde vor seinem Wecker.
Seine Reaktion wäre eine Mischung aus genervtem Pragmatismus und trockenem Humor. Man würde ihn im Treppenhaus murmeln hören:
- Zu sich selbst: „Früher hat man sich über laute Musik beschwert, heute über die illegale Sonneneinstrahlung. Kommt bestimmt bald eine Lichtschutz-Verordnung für Mehrfamilienhäuser.“
- Im Gespräch mit einem anderen Nachbarn: „Nein, ich war nicht im Urlaub. Ich hole mir meinen Sonnenbrand jetzt direkt im Schlafzimmer. Ist billiger als Laboe, hat mir die Elsbeth wohl beweisen wollen.“
- Als er Brigitte und Frau Knoop im Flur trifft: Er würde beide mit zusammengekniffenen Augen ansehen und trocken fragen: „Sagen Sie mal, meine Damen, wann ist denn die offizielle Landeerlaubnis für das Flugzeug geplant? Nur damit ich meine Rollläden entsprechend abdichten kann.“
Für ihn ist das Ganze kein mysteriöses Rätsel, sondern schlichtweg eine unpraktische Eskalation nachbarschaftlicher Schrullen.
Die VR-Brille
Als Frau Knoop mit ihrer neuen Theorie von der Alien-Kommunikation bei ihm anruft, würde Herr Meier wahrscheinlich hörbar seufzen.
- Am Telefon zu Frau Knoop: „Elsbeth, hören Sie mir mal gut zu. Wenn Außerirdische kommen, dann landen die in Amerika, so wie sich das gehört. Die suchen doch keinen Parkplatz in Kiel-Gaarden. Die Brigitte macht wahrscheinlich diesen modernen Tele-Sport. Ist billiger als das Fitnessstudio.“
- Seine Haltung in der Delegation: Er wäre nur widerwillig dabei, hauptsächlich, um Frau Knoop davon abzuhalten, die Polizei oder das Ordnungsamt wegen „intergalaktischer Ruhestörung“ anzurufen. Er würde den Mohnkuchen tragen und es als lästige Pflicht ansehen.
- Bei der Vorführung der VR-Brille: Er würde sich standhaft weigern, „diesen Apparat“ aufzusetzen. „Ich hab doch ein Fenster, wenn ich was sehen will. Und da sehe ich genug, danke.“ Wenn man ihn doch überreden könnte, würde er die Brille nach 30 Sekunden absetzen, den Kopf schütteln und sein endgültiges Urteil fällen: „Hm. Technischer Schnickschnack. Macht nur schwindelig. Da ist mir ein anständiger Dokumentarfilm im Fernsehen lieber.“
Er würde die Wendung als weiteren Beweis dafür sehen, dass die Leute heutzutage nicht mehr wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen.
Das Filmprojekt
Diese Wendung würde Herrn Meier am meisten verblüffen. Die Logik dahinter – zwei verfeindete Nachbarinnen werden plötzlich zu kreativen Partnerinnen – entzieht sich seiner pragmatischen Weltanschauung völlig.
- Seine erste Reaktion: Pures Unglauben. Er würde denken, man macht sich über ihn lustig. „Die Elsbeth und die Brigitte? Zusammen? Freiwillig? Da friert doch eher die Kieler Förde im Hochsommer zu.“
- Als unfreiwilliger Gaststar: Wenn er durchs Bild läuft und sie ihm zurufen, er hätte die Szene ruiniert, würde er nur stehen bleiben und trocken erwidern: „Ich wohne hier. Wenn Sie ein Filmstudio wollen, müssen Sie nach Babelsberg ziehen. Hier ist der Hausflur, und der ist für alle da.“
- Beim Ansehen der fertigen Videos: Das wäre der Moment, in dem man vielleicht ein kaum merkliches Zucken in seinem Mundwinkel sehen könnte – das Äußerste, was er an Belustigung zeigen würde. Er würde es aber niemals zugeben. Seine Kommentare wären:
- „Naja, für den Hausgebrauch reicht’s. Die Belichtung ist jedenfalls professionell.“
- „Die Elsbeth in ihrer Rolle als verlassene Operndiva… nicht schlecht. Die hat ihre Berufung verfehlt. Als Kontrolleurin bei der KVG wäre sie auch eine Sensation gewesen.“
- „Dass ich da jetzt auch noch mitspiele, hatten wir aber anders besprochen. Dafür will ich eine Gage. Oder zumindest einen Anteil am Apfelkuchen.“
Fazit: Herr Meier bleibt der Anker der Normalität. Er ist der unbeteiligte Beobachter, der das surreale Treiben mit einer Mischung aus Kopfschütteln und knochentrockenen Kommentaren begleitet. Er sorgt dafür, dass die Geschichte, egal wie absurd sie wird, immer eine Verbindung zur realen, pragmatischen Welt behält. Er ist das Salz in der Suppe dieser wunderbaren Nachbarschafts-Posse.