Afrikanische Riesentausendfüßer (Archispirostreptus gigas und verwandte Arten) sind beeindruckende und vergleichsweise pflegeleichte Terrarientiere, die sich auch gut für Anfänger eignen. Sie können sehr alt werden und sind faszinierend zu beobachten. Hier sind die wichtigsten Punkte für eine artgerechte Haltung:
Allgemeine Informationen zum Afrikanischen Riesentausendfüßer:
Größe: Sie können eine Länge von bis zu 30-38 cm erreichen und gehören damit zu den größten Tausendfüßern der Welt.
Lebenserwartung: Bei guter Pflege können sie 8-10 Jahre alt werden, in Einzelfällen sogar über 10 Jahre.
Herkunft: Ursprünglich aus den tropischen Regionen Ostafrikas (z.B. Tansania, Kenia, Somalia), wo sie feuchte Wälder und Savannen bewohnen.
Aktivität: Sie sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, graben aber auch tagsüber gerne im Bodengrund.
Charakter: Sie sind sehr friedlich und beißen nicht. Bei Bedrohung rollen sie sich zu einer Spirale zusammen und können ein Wehrsekret absondern (siehe Punkt „Umgang“).
Nützlinge: In der Natur spielen sie eine wichtige Rolle bei der Humusbildung, indem sie organisches Material zersetzen. Im Terrarium tragen sie zur Reinigung bei.
Terrarium und Einrichtung:
Größe: Für eine Gruppe von 4-6 ausgewachsenen Tieren wird ein Terrarium von mindestens 80 x 40 x 40 cm (Länge x Tiefe x Höhe) empfohlen. Größer ist immer besser, besonders bei größeren Gruppen.
Material: Glas- oder Kunststoffterrarien sind gut geeignet. Wichtig ist eine gute Belüftung, um Schimmelbildung trotz hoher Luftfeuchtigkeit zu vermeiden (Querlüftung).
Bodengrund: Dies ist der wichtigste Faktor für die Haltung!
Tiefe: Der Bodengrund sollte mindestens 10-15 cm hoch sein, da die Tiere sich darin vergraben, häuten und Eier ablegen.
Zusammensetzung: Eine Mischung aus Laubwaldhumus (ungedüngt), weißfaulem Holz (von Laubbäumen wie Buche, Eiche), zerkleinertes Buchen- und Eichenlaub ist ideal.
Kalkzufuhr: Da Tausendfüßer ein kalkhaltiges Exoskelett besitzen, muss der Bodengrund kalkhaltig sein, um dies zu unterstützen und das Säure-Basen-Gleichgewicht zu gewährleisten. Kalksand oder Calciumgrit kann untergemischt werden. Wichtiger Hinweis: Torf ist sauer und daher ungeeignet, da er den Panzer der Tiere schädigen kann!
Versteckmöglichkeiten: Wurzeln, Rindenstücke, halbe Kokosnussschalen bieten Versteck und Rückzugsorte.
Klettermöglichkeiten: Obwohl sie Bodenbewohner sind, sind Riesentausendfüßer auch gute Kletterer. Äste und Rindenstücke (stabil befestigt!) werden gerne zum Klettern genutzt.
Wasserschale: Eine flache, stabile Wasserschale muss immer vorhanden sein.
Pflanzen: Ungiftige, robuste Pflanzen wie Farne, Efeututen oder Moos können das Terrarium verschönern und zur Feuchtigkeitsregulierung beitragen.
Klima im Terrarium:
Temperatur: Die ideale Temperatur liegt zwischen 22-29°C. Eine leichte Nachtabsenkung ist unproblematisch. Heizkabel oder Heizmatten, die an einer Seite des Terrariums (außen!) angebracht werden, können für das nötige Temperaturgefälle sorgen.
Luftfeuchtigkeit: Die Luftfeuchtigkeit sollte relativ hoch sein, zwischen 70-95%. Dies wird durch regelmäßiges Sprühen des Bodengrunds und der Einrichtung (nicht die Tiere direkt!) erreicht. Eine große Wasserschale und feuchtigkeitsspeichernder Bodengrund helfen ebenfalls.
Beleuchtung: Riesentausendfüßer sind nachtaktiv und stellen keine hohen Ansprüche an die Beleuchtung. Eine normale Terrarienbeleuchtung (LED oder Leuchtstoffröhre) für den Tag-Nacht-Rhythmus (10-12 Stunden) reicht aus. UV-Licht ist nicht notwendig.
Ernährung:
Hauptnahrung: Überwiegend pflanzliche Kost:
Weißfaules Holz: Ein wichtiger Bestandteil des Bodengrunds und gleichzeitig Nahrungsquelle.
Laub: Buchen- und Eichenlaub (getrocknet) ist essenziell und wird gefressen.
Obst und Gemüse: Gerne angenommen werden z.B. Zucchini, Gurke, Süßkartoffel, Kürbis, Melone, Banane (sehr selten und in Maßen), Karotten. Wichtig: Immer ungespritzte und unbehandelte Produkte anbieten. Säurehaltiges Obst sollte vermieden werden.
Eiweißzufuhr: Gelegentlich kann der Eiweißbedarf durch das Angebot von Fischflocken (ungesalzen), Garnelen (ungesalzen), getrockneten Gammarus oder auch Hundeflocken/-presslingen gedeckt werden. Auch Pilze werden gerne gefressen.
Kalk: Sepiaschalen oder pulverisierter Eierschalen können immer im Terrarium bereitliegen.
Hygiene und Pflege:
Tägliche Kontrolle: Entfernung von Futterresten (um Schimmelbildung zu vermeiden) und sichtbarem Kot.
Wasser: Die Wasserschale täglich reinigen und mit frischem Wasser befüllen.
Bodengrund: Das Substrat muss nicht oft komplett gewechselt werden. Ein Austausch etwa einmal im Jahr ist ausreichend, solange es nicht riecht oder schimmelt.
Sozialverhalten und Gruppenhaltung:
Afrikanische Riesentausendfüßer sind soziale Tiere und sollten in Gruppen gehalten werden. Dies entspricht ihrer natürlichen Lebensweise. Eine Einzelhaltung ist zwar möglich, aber sie fühlen sich in Gruppen oft wohler und zeigen ein natürlicheres Verhalten.
Besondere Aspekte:
Häutung: Tausendfüßer häuten sich, um zu wachsen. Während dieses Prozesses ziehen sie sich in den Bodengrund zurück und dürfen nicht gestört werden. Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit ist für eine erfolgreiche Häutung wichtig.
Wehrsekret: Bei Bedrohung können Riesentausendfüßer ein gelblich-bräunliches Wehrsekret absondern. Dieses enthält unter anderem Benzochinone und ist für den Menschen nicht gefährlich, kann aber Haut und Schleimhäute reizen (Juckreiz, Brennen in den Augen) und die Finger verfärben (dies geht wieder weg). Daher ist es ratsam, beim Hantieren mit den Tieren Handschuhe zu tragen und direkten Kontakt mit Augen und Mund zu vermeiden.
Milben: Es ist nicht ungewöhnlich, dass kleine, weiße Milben auf Tausendfüßern leben. Dies sind meist harmlose Substratmilben, die sogar dabei helfen, Schmutz und Futterreste von den Tieren zu entfernen (Symbiose). Nur bei einem extremen Milbenbefall sollte man eingreifen (z.B. vorsichtig abpinseln).
Langlebigkeit: Bedenken Sie die lange Lebenserwartung der Tiere bei der Anschaffung.
Nachzucht: Riesentausendfüßer lassen sich unter guten Haltungsbedingungen relativ einfach nachzüchten. Die Weibchen können befruchtete Eier über lange Zeit speichern.
Fazit:
Afrikanische Riesentausendfüßer sind faszinierende und friedliche Terrarientiere, die mit ihrer Größe und ihrem Verhalten beeindrucken. Sie sind relativ pflegeleicht und eignen sich auch für Anfänger, wenn die grundlegenden Bedürfnisse, insbesondere ein passender Bodengrund und die richtige Feuchtigkeit, erfüllt werden. Sie sind ideale Beobachtungstiere und tragen durch ihre Aktivität zur Pflege des Terrariums bei.