Stieglitze: Die Singvögel unter den Finken eignen sie sich gut für Gruppenvolieren.

Stieglitze, auch als Distelfinken bekannt, sind wunderschöne und lebhafte Singvögel, die mit ihrem markanten Federkleid und ihrem melodischen Gesang viele Vogelliebhaber begeistern. Für eine artgerechte Haltung in Gefangenschaft bietet eine Voliere die ideale Umgebung. Hier erfahren Sie, worauf es bei der Haltung von Stieglitzen in einer Voliere ankommt:


Größe und Einrichtung der Voliere

Die Größe der Voliere ist für Stieglitze entscheidend, da sie sehr aktive Flieger sind. Für ein einzelnes Paar sollte die Voliere mindestens 1,20 m lang, 0,60 m breit und 1 m hoch sein. Für eine größere Gruppe (z.B. 4-6 Vögel) oder eine Zucht ist eine Voliere von mindestens 2 m Länge, 1 m Breite und 2 m Höhe empfehlenswert. Je mehr Platz die Vögel zum Fliegen haben, desto besser für ihr Wohlbefinden. Längliche Volieren sind runden oder quadratischen Formen vorzuziehen, um den Flugbedürfnissen gerecht zu werden.

Die Einrichtung sollte abwechslungsreich und naturnah sein:

Sitzstangen: Bieten Sie verschiedene Dicken und Materialien an. Natürliche Äste von ungiftigen Bäumen (z.B. Obstbäume, Weide, Haselnuss, Birke, Ahorn – unbehandelt) sind ideal, da sie die Fußmuskulatur trainieren und Druckstellen vorbeugen. Die Stangen sollten so angebracht sein, dass ausreichend Flugraum erhalten bleibt.

Futter- und Wassernäpfe: Am besten aus Edelstahl oder Keramik, da diese leicht zu reinigen und hygienisch sind. Platzieren Sie sie so, dass sie nicht direkt unter Sitzstangen liegen und somit vor Kot geschützt sind. Mehrere Futterstellen können Futterneid bei Gruppenhaltung reduzieren.

Badegelegenheiten: Stieglitze baden sehr gerne. Eine flache Badeschale mit frischem Wasser sollte täglich angeboten werden.

Nistgelegenheiten/Schlafplätze: Auch wenn keine Zucht geplant ist, nutzen Stieglitze gerne kleine, geschützte Schlafplätze. Bei Zuchtvorhaben bieten sich Drahtnistkörbchen an, die in geschützten Bereichen der Voliere angebracht werden. Nistmaterial wie Kokosfasern, kurzes Heu oder Tierhaare sollte zur Verfügung gestellt werden.

Knabbermaterial: Sepiaschalen oder Mineralsteine sind wichtig für die Schnabelpflege und die Mineralstoffversorgung.


Soziales Leben und Vergesellschaftung

Stieglitze sind soziale Vögel, die in der Natur in Schwärmen leben. Sie sollten niemals einzeln gehalten werden. Eine paarweise Haltung ist das Minimum, aber eine Gruppenhaltung in einer ausreichend großen Voliere ist artgerechter und ermöglicht die Beobachtung ihres komplexen Sozialverhaltens.

Stieglitze sind grundsätzlich friedlich und können in sehr großen Volieren unter Umständen mit anderen ruhigen Finkenvögeln (z.B. Girlitzen, Grünfinken) vergesellschaftet werden. Während der Brutzeit können sie jedoch territorial werden, daher ist bei Zucht im Schwarm ausreichend Platz und eine hohe Anzahl an Nistmöglichkeiten wichtig.


Ernährung

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist für die Gesundheit und Vitalität von Stieglitzen entscheidend:

Hochwertiges Stieglitz-/Waldvogelfutter: Dies bildet die Grundlage der Ernährung. Spezielle Mischungen für Stieglitze enthalten oft eine Vielfalt an kleinen Samen wie Negersaat, Perilla, Leinsaat, Zichorie, Knaulgras, Distelsamen und andere Wildkrautsamen.

Frische Wildkräuter und Gräser: Stieglitze lieben Samen von Disteln, Kletten, Sonnenblumen, aber auch Vogelmiere, Löwenzahn und Wegerich. Bieten Sie täglich frische, ungespritzte und gut gewaschene Wildkräuter an.

Frisches Obst und Gemüse: In Maßen können kleine Mengen an Obst (z.B. Apfel, Birne) und Gemüse (z.B. Karotten, Gurke) angeboten werden.

Keimfutter: Eine hervorragende Ergänzung, die Vitamine und Enzyme liefert, besonders in der Brutzeit.

Tierisches Eiweiß: Während der Brutzeit und Jungenaufzucht ist tierisches Eiweiß wichtig. Dies kann durch spezielles Eifutter oder lebende/getrocknete Insekten (z.B. Blattläuse, kleine Mehlwürmer) bereitgestellt werden.

Grit: Vogelgrit oder Quarzsand sollte immer zur Verfügung stehen, da es für die Verdauung der Körner essenziell ist.

Frisches Wasser: Muss immer und jederzeit zugänglich sein und sollte täglich gewechselt werden.


Hygiene und Gesundheit

Regelmäßige Reinigung der Voliere ist unerlässlich, um Krankheiten vorzubeugen. Futter- und Wassergefäße sollten täglich gereinigt und neu befüllt werden. Kot und Futterreste auf dem Volierenboden und den Sitzstangen müssen ebenfalls täglich entfernt werden. Eine gründliche Komplettreinigung der gesamten Voliere (Stangen, Wände, Boden) sollte mindestens einmal pro Woche erfolgen.

Achten Sie auf Anzeichen von Krankheiten, wie Apathie, aufgeplustertes Gefieder, veränderter Kot, Nasenausfluss, Niesen, Atemprobleme oder Appetitlosigkeit. Stieglitze können Krankheiten oft lange verbergen, daher ist eine genaue Beobachtung wichtig. Die Lebenserwartung eines Stieglitzes kann in Gefangenschaft bis zu 17 Jahre betragen, während sie in freier Wildbahn durchschnittlich 8-9 Jahre alt werden. Bei jedem Verdacht auf Krankheit sollte umgehend ein vogelkundiger Tierarzt konsultiert werden.


Standort, Klima und Sicherheit

Standort: Die Voliere sollte an einem ruhigen, hellen Ort stehen, fern von Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung (Überhitzungsgefahr). Stieglitze sind relativ robust, aber plötzliche Temperaturschwankungen sollten vermieden werden.

Außenhaltung: Stieglitze eignen sich gut für die ganzjährige Außenhaltung, vorausgesetzt, es gibt einen frostfreien und zugluftgeschützten Schutzraum, in den sie sich jederzeit zurückziehen können. Die Voliere sollte zudem gegen Raubtiere (Katzen, Marder, Greifvögel) gesichert sein.

UV-Licht: Für Vögel, die keine direkte Sonneneinstrahlung bekommen, ist eine spezielle UV-Lampe (UVA- und UVB-Licht, z.B. Bird Lamp) sehr empfehlenswert, da sie für die Vitamin-D3-Synthese und das Wohlbefinden wichtig ist.

Sicherheit: Stellen Sie sicher, dass die Voliere ausbruchssicher ist. Die Gitterstäbe müssen eng genug sein, damit die Vögel nicht entweichen können, und dürfen keine schädlichen Beschichtungen (Zink) aufweisen. Es dürfen keine spitzen Gegenstände, Spalten oder Materialien vorhanden sein, die die Vögel verletzen könnten. Überprüfen Sie regelmäßig den Zustand der Gitter und Verschlüsse. Achten Sie darauf, dass keine giftigen Pflanzen oder Reinigungsmittel in die Nähe der Voliere gelangen können.

Ein Leben in einer gut geplanten und gepflegten Voliere, in Gesellschaft von Artgenossen und unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, kann Stieglitzen ein glückliches, gesundes und langes Leben ermöglichen und Ihnen viel Freude bereiten.

Planen Sie die Haltung von Stieglitzen oder besitzen Sie bereits welche?