Griechische Landschildkröte: Sollten jedoch in einem Freigehege gehalten werden.

Die Haltung einer Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni) ist anspruchsvoll und erfordert viel Wissen und Engagement. Es handelt sich um langlebige Tiere, die bei artgerechter Haltung über 80 Jahre alt werden können. Hier sind die wichtigsten Punkte, die man wissen sollte:

1. Haltungseinrichtung: Das Freigehege ist Pflicht!

Keine reine Terrarienhaltung: Griechische Landschildkröten dürfen nicht ausschließlich in Terrarien gehalten werden. Eine reine Terrarienhaltung ist nicht artgerecht und führt zu schweren gesundheitlichen Problemen wie Höckerbildung, Knochen- und Organschäden.

Sonniges Freigehege: Ein großes, sonniges Freigehege im Garten ist absolut notwendig. Es sollte verschiedene Klimazonen bieten:

Sonnige Plätze: Dunkle Steine oder Schieferplatten speichern die Wärme und dienen als ideale Sonnenplätze zum Aufwärmen.

Schattenplätze: Versteckmöglichkeiten unter Sträuchern, Kräutern oder in Korkrinden sind wichtig, damit sich die Tiere bei zu großer Hitze zurückziehen können.

Bodengrund: Eine Mischung aus ungedüngter Gartenerde, Kalksteinsplit und steinigen Flächen ist ideal. Der Bodengrund sollte strukturiert sein mit Hügeln, Wurzeln und Pflanzen.

Feuchte Bereiche: Auch feuchte Bereiche sind wichtig, um Höckerbildung zu vermeiden.

Frühbeet/Gewächshaus: Ein beheizbares Frühbeet oder Gewächshaus ist unerlässlich. Es dient als warmer Rückzugsort bei kühlen Witterungsverhältnissen, in den Übergangszeiten und nachts. Es sollte an der sonnigsten Stelle des Geheges platziert werden und mit zusätzlichen Wärme- und UV-Lampen (Spotstrahler, Elsteinstrahler, UV-B-Lampen) ausgestattet sein, besonders wenn der Sonneneinfall gering ist. Die nächtliche Temperatur sollte im Frühbeet etwa 17-20°C betragen.

Gehegegröße: Für ein adultes Tier sollten mindestens 10 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Für jedes weitere Tier kommen weitere 5-10 Quadratmeter hinzu.

Umzäunung: Die Umzäunung muss glattwandig und ausbruchsicher sein, mindestens 25-30 cm hoch. Glatte Steinmauern oder Holzpalisaden eignen sich gut. Zäune sind ungeeignet, da Schildkröten gut klettern können. Die Ecken sollten besonders gut gesichert werden.

Eiablagehügel: Für weibliche Tiere ist ein Eiablagehügel wichtig.

2. Ernährung:

Wildkräuter: Griechische Landschildkröten sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von rohfaserreichen, nährstoffarmen Wildkräutern. Dazu gehören Löwenzahn, Spitz- und Breitwegerich, wilde Malve, Disteln, Schafgarbe, Luzerne, Vogelmiere, Brennnessel.

Kein Obst und Gemüse: Obst und Gemüse gehören nicht auf den Speiseplan. Sie können zu Verdauungsproblemen (Blähungen, Koliken, Durchfall) und Stoffwechselstörungen führen. Auch fertiges Schildkrötenfutter, Essensreste, Hundefutter oder Katzenfutter sind ungeeignet.

Kalkzufuhr: Eine ausreichende Kalziumzufuhr ist für ein gesundes Panzerwachstum unerlässlich. Sepiaschalen oder Algenkalk sollten immer zur Verfügung stehen. Auch abgekochte, zerstoßene Eierschalen können angeboten werden.

Wasser: Frisches Wasser muss immer in einer flachen Schale zur Verfügung stehen.

3. Winterstarre (Hibernation):

Notwendigkeit: Die Winterstarre ist lebensnotwendig für die Gesundheit der Griechischen Landschildkröte und sollte bereits ab dem ersten Lebensjahr durchgeführt werden. Sie dauert in der Regel 3-5 Monate (ca. November bis März).

Vorbereitung: Die Vorbereitung beginnt bereits im Spätsommer/Herbst. Die Tiere stellen die Nahrungsaufnahme ein und entleeren ihren Darm. Eine Kotuntersuchung auf Parasiten im Sommer ist empfehlenswert.

Temperatur: Die ideale Überwinterungstemperatur liegt konstant zwischen 4 und 6°C. Temperaturen über 6°C können den Stoffwechsel wieder anregen, was schädlich ist.

Überwinterungsort:

Kühlschrank: Eine bewährte Methode ist die Überwinterung in einem ungenutzten Kühlschrank. Die Schildkröte wird in eine mit feuchtem Buchenlaub oder Erde gefüllte Box gesetzt. Die Temperatur im Kühlschrank sollte 2-3 Wochen vorher getestet werden. Die Tür sollte täglich für Frischluft geöffnet werden.

Freiland: In Regionen mit milderem Klima und nicht zu vielen Frosttagen ist eine Freilandüberwinterung in einer frostsicheren Überwinterungshöhle im Gehege möglich. Hierbei ist jedoch auf den Schutz vor Fressfeinden (Ratten!) zu achten.

Regelmäßige Kontrolle: Während der Winterstarre sollten die Tiere regelmäßig (ca. einmal im Monat) kontrolliert und kurz gewogen werden, um Gewichtsverlust (maximal 10-15% des Normalgewichts) zu überwachen.

4. Rechtliche Bestimmungen:

Meldepflicht: Griechische Landschildkröten sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) im Anhang A gelistet und unterliegen der Meldepflicht. Jeder Zugang, Abgang oder Verlust eines Tieres muss den zuständigen Naturschutzbehörden schriftlich gemeldet werden.

Herkunftsnachweis: Tiere dürfen nur mit den vorgeschriebenen Herkunftsnachweisen erworben und abgegeben werden. Der Erwerber ist verpflichtet, die Richtigkeit und Vollständigkeit der Papiere zu prüfen.

Kennzeichnungspflicht: Schildkröten müssen identifizierbar sein. Ab einem Gewicht von 500g ist oft eine Fotodokumentation des Rücken- und Bauchpanzers vorgeschrieben. Bei jüngeren Tieren oder kleineren Arten kann auch ein Mikrochip (MT) gesetzt werden.

5. Weitere wichtige Aspekte:

Einzelhaltung oder Gruppenhaltung: Adulte Griechische Landschildkröten sind Einzelgänger. Sie können einzeln, in Weibchengruppen oder als Harem (ein Männchen mit mehreren Weibchen) gehalten werden. Die Vergesellschaftung mehrerer Männchen oder nur eines Paares ist problematisch.

Kein Hochheben: Schildkröten geraten in Panik, wenn sie hochgehoben werden. Dies sollte vermieden werden.

Langlebigkeit: Bedenke, dass die Tiere sehr alt werden können. Eine Anschaffung bedeutet eine Verpflichtung für viele Jahrzehnte.

Die Haltung von Griechischen Landschildkröten erfordert viel Recherche und Vorbereitung, aber bei artgerechter Pflege können sie faszinierende und langlebige Begleiter sein. Es empfiehlt sich, vor der Anschaffung Kontakt zu erfahrenen Züchtern oder Schildkrötenvereinen aufzunehmen.