Vogelspinnen: Wie die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne oder die Kraushaar-Vogelspinne

Die Haltung von Vogelspinnen ist ein faszinierendes und relativ pflegeleichtes Hobby, wenn man die spezifischen Bedürfnisse der gewählten Art berücksichtigt. Es gibt jedoch einige wichtige Punkte zu beachten, um den Spinnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Vogelspinnen sind keine Streicheltiere, sondern reine Beobachtungstiere.

Hier sind die wichtigsten Dinge, die man zur Haltung von Vogelspinnen wissen sollte:

Artenwahl ist entscheidend!

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Es gibt über 1.000 bekannte Vogelspinnenarten, die sich in Größe, Verhalten, Lebensraum (Baum-, Boden- oder Röhrenbewohner) und klimatischen Bedürfnissen stark unterscheiden. Für Anfänger eignen sich bestimmte Arten besonders gut:

Bodenbewohner (Terrarien horizontal):

Grammostola pulchra (Brasilianische Schwarzriesenvogelspinne): Sehr ruhig, robust, langlebig.

Grammostola rosea (Chilenische Rosahaar-Vogelspinne): Ebenfalls ruhig und robust, aber manchmal unberechenbarer im Verhalten (d.h. sie „zicken“ manchmal).

Brachypelma hamorii (Mexikanische Rotknie-Vogelspinne): Farbenfroh, eher ruhig, sehr beliebt.

Tliltocatl albopilosus (Kraushaar-Vogelspinne): Sehr behaart, eher ruhig, schnell wachsend.

Baumbewohner (Terrarien vertikal):

Avicularia versicolor (Martinique-Baumvogelspinne): Sehr attraktiv gefärbt, oft ruhig, aber benötigen spezielle Klettermöglichkeiten und höhere Luftfeuchtigkeit.

Caribena versicolor (Antillen-Baumvogelspinne): ähnlich der Avicularia versicolor.

Terrarium und Einrichtung:

Die Einrichtung hängt stark von der Lebensweise der Spinne ab:

Größe: Die Größe des Terrariums richtet sich nach der Beinlänge der Spinne (BL).

Bodenbewohner: Die Grundfläche sollte mindestens 2-3 mal die Beinlänge betragen, die Höhe etwa 1,5 mal die Beinlänge. Für eine adulte Spinne mit 15 cm BL also z.B. 45x30x25 cm (L x T x H). Größer ist oft nicht besser, da die Spinne ihre Beute sonst schwerer finden kann.

Baumbewohner: Die Höhe ist hier entscheidend. Die Höhe sollte 3-4 mal die Beinlänge betragen, die Grundfläche 1,5-2 mal die Beinlänge. Für eine adulte Spinne mit 15 cm BL also z.B. 25x25x45 cm (L x T x H).

Material: Glas-Terrarien sind gängig und hygienisch. Wichtig ist eine gute Belüftung, um Schimmelbildung zu vermeiden, aber auch um die richtige Luftfeuchtigkeit zu halten (Querlüftung und Deckel mit Gaze).

Bodengrund:

Bodenbewohner: Eine tiefe Schicht (8-15 cm) aus grabfähigem Substrat wie Kokoshumus, Terrarienerde, ungedüngte Blumenerde oder ein Torf-Sand-Gemisch. Viele Arten graben sich Höhlen.

Baumbewohner: Eine dünnere Schicht (ca. 3-5 cm) Bodengrund, ebenfalls Kokoshumus oder ähnliches, um Feuchtigkeit zu speichern und für die Wurzeln von Pflanzen.

Versteckmöglichkeiten: Absolut essenziell für das Wohlbefinden der Spinne.

Bodenbewohner: Eine halbe Kokosnussschale, eine Korkröhre, ein Stück Rinde oder ein umgestülpter Blumentopf dienen als Versteck. Manche Arten graben sich selbst Gänge.

Baumbewohner: Senkrecht stehende Korkröhren, Äste, Hohlräume in Kokosnussschalen bieten Versteck und Klettermöglichkeiten.

Wasserschale: Eine flache, schwere Wasserschale (z.B. ein Marmeladenglasdeckel oder eine Tonscherbe) muss immer vorhanden sein. Das Wasser muss regelmäßig gewechselt werden. Bei Jungtieren reicht ein feuchtes Wattepad oder ein mit Wasser gefüllter Kronkorken.

Einrichtung:

Bodenbewohner: Eine oder zwei Versteckmöglichkeiten, eine Wasserschale. Dekoration (Äste, Steine) ist optional, aber sollte sicher sein und nicht umkippen können.

Baumbewohner: Viele vertikale Klettermöglichkeiten (Äste, Korkäste, Rindenstücke), gerne auch mit Kunst- oder robusten Echtpflanzen, die die Luftfeuchtigkeit erhöhen.

Pflanzen: Ungiftige Kunstpflanzen oder robuste Echtpflanzen (z.B. Efeutute, Einblatt) können das Terrarium optisch aufwerten und zur Klimaregulierung beitragen.

Klima im Terrarium:

Die genauen Werte variieren je nach Art, aber im Allgemeinen gilt:

Temperatur:

Bodenbewohner: Meist zwischen 22-28°C. Eine leichte Nachtabsenkung ist unproblematisch.

Baumbewohner: Oft etwas wärmer, 24-30°C.

Heizung: In der Regel reicht die Zimmertemperatur aus. Falls nötig, kann eine kleine Heizmatte an der Seiten- oder Rückwand (nicht unter dem Terrarium!) oder eine Heizlampe außerhalb des Terrariums (keine Beleuchtung in der Nacht) verwendet werden.

Luftfeuchtigkeit: Auch hier sehr artenspezifisch.

Trockenere Arten (z.B. Grammostola Arten): 50-70%. Seltenes Sprühen des Bodengrunds oder der Wände, Wasserschale reicht oft aus. Staunässe und hohe dauerhafte Luftfeuchtigkeit sind schädlich.

Feuchtere Arten (z.B. Avicularia Arten): 70-90%. Regelmäßiges Sprühen (mehrmals pro Woche oder täglich), eine größere Wasserschale und feuchtigkeitsspeichernde Pflanzen helfen.

Beleuchtung: Vogelspinnen sind dämmerungs- und nachtaktiv und benötigen keine spezielle UV-Beleuchtung. Eine einfache LED-Leiste oder Energiesparlampe für den Tag-Nacht-Rhythmus (10-12 Stunden) reicht aus.

Technik: Thermometer und Hygrometer sind unerlässlich, um die Klimawerte zu überwachen.

Ernährung:

Futtertiere: Vogelspinnen sind reine Fleischfresser und ernähren sich von Lebendfutter. Geeignet sind:

Heimchen, Grillen, Schaben (Fauchschaben, argentinische Schaben), Heuschrecken. Die Größe des Futtertiers sollte nicht größer sein als der Spinnenkörper (ohne Beine).

Als Leckerbissen (selten): Wachsmaden (sehr fetthaltig), Mehlwürmer, Zophobas (ebenfalls fetthaltig).

Keine Wirbeltiere: Mäuse, Ratten oder andere Wirbeltiere sind als Futter nicht artgerecht und können die Spinne verletzen.

Fütterungsintervalle:

Jungtiere: Alle paar Tage bis einmal pro Woche.

Subadulte/Adulte Tiere: Alle 1-4 Wochen, je nach Größe der Spinne und der Futtermenge. Die Häufigkeit hängt auch vom Zustand der Spinne ab (Prallheit des Abdomens). Vor und nach der Häutung wird nicht gefüttert.

Supplemente: Vitamine oder Kalzium sind bei einer abwechslungsreichen Fütterung in der Regel nicht notwendig.

Häutung:

Lebensnotwendig: Vogelspinnen häuten sich regelmäßig, um zu wachsen. Während der Häutung und davor sind sie extrem empfindlich und verletzlich.

Anzeichen: Futterverweigerung, Trägheit, Dunkelfärbung des Abdomens (besonders bei Arten mit Reizhaaren).

Verhalten: Die Spinne legt sich auf den Rücken. Währenddessen darf sie auf keinen Fall gestört oder bewegt werden!

Nach der Häutung: Die Spinne ist noch weich und verletzlich. Erst nach 7-14 Tagen (je nach Größe der Spinne) kann wieder gefüttert werden, wenn der Panzer ausgehärtet ist.

6. Winterruhe (optional/artenabhängig):

Einige Arten, besonders die aus gemäßigten Klimazonen (z.B. Grammostola Arten), können von einer leichten Winterruhe (Absenkung der Temperatur und Fütterungsfrequenz) profitieren, aber dies ist nicht für alle Arten zwingend notwendig und sollte nur bei gesunden Tieren durchgeführt werden.

Hygiene und Pflege:

Kotentfernung: Vogelspinnen machen Kot meist an einer bestimmten Stelle im Terrarium. Kot und Futterreste sollten umgehend entfernt werden, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Bodengrundwechsel: Der Bodengrund muss selten komplett gewechselt werden, oft reicht ein teilweiser Austausch oder das Entfernen von Kotnestern. Bei Schimmelbildung ist ein sofortiger Wechsel des gesamten Substrats nötig.

Händewaschen: Nach jedem Kontakt mit der Spinne oder dem Terrarium gründlich die Hände waschen.

Umgang mit Vogelspinnen:

Keine Streicheltiere: Vogelspinnen sind keine Tiere zum Anfassen. Der Kontakt sollte auf ein Minimum reduziert werden (z.B. beim Umsetzen in ein neues Terrarium).

Abwehrverhalten:

Bombardieren mit Reizhaaren: Viele amerikanische Arten können bei Gefahr Reizhaare vom Abdomen abstreifen, die bei Hautkontakt Juckreiz und bei Augenkontakt ernsthafte Entzündungen verursachen können. Handschuhe und Schutzbrille können sinnvoll sein.

Drohgebärden: Aufrichten der Vorderbeine, Präsentieren der Giftklauen. Dies ist eine Warnung.

Biss: Ein Biss ist selten, aber möglich, wenn die Spinne sich stark bedroht fühlt. Der Biss ist für den Menschen meist nicht gefährlich (vergleichbar einem Wespenstich), kann aber schmerzhaft sein und zu allergischen Reaktionen führen.

Einzelhaltung: Vogelspinnen sind Einzelgänger und sollten immer einzeln gehalten werden. Vergesellschaftung führt in der Regel zu Kannibalismus.

Lebenserwartung:

Weibliche Vogelspinnen leben deutlich länger als Männchen (oft 15-25 Jahre, Männchen meist nur 2-5 Jahre nach der letzten Häutung). Dies ist eine langfristige Verpflichtung.

Fazit:

Die Haltung von Vogelspinnen ist ein lohnendes Hobby, das mit der richtigen Vorbereitung und dem Wissen über die spezifischen Bedürfnisse der gewählten Art gut gemeistert werden kann. Sie sind faszinierende Beobachtungstiere, die relativ wenig Platz und Zeit in Anspruch nehmen, aber ein artgerechtes Habitat und eine korrekte Fütterung benötigen, um ein langes und gesundes Leben zu führen.