Frau Knoop ist zwar peinlich berührt, aber Brigittes strahlende Energie hat sie auch neugierig gemacht. Insgeheim bestellt sie sich ebenfalls eine Tageslichtlampe – aber natürlich das leistungsstärkste Modell, das „Tageslichtlampen24.de“ zu bieten hat. „Wenn schon, denn schon“, murmelt sie.

Die Eskalation

• Der Lichtkrieg: Frau Knoops neue Lampe ist so stark, dass sie nicht nur ihre eigene Wohnung, sondern auch den halben Innenhof und Teile von Brigittes Wohnzimmer ausleuchtet. Es beginnt ein unbeabsichtigter Wettstreit. Brigitte schaltet ihre Lampe an, kurz darauf erstrahlt Frau Knoops Fenster wie ein Leuchtturm. Herr Meier aus dem ersten Stock beschwert sich, dass er zum Schlafen eine Sonnenbrille braucht.
• Neue Verdächtigungen: Frau Knoop wird durch die Lampe ebenfalls hyperaktiv. Sie beginnt nun, um 5 Uhr morgens ihre Fenster zu putzen und den Hausflur zu schrubben. Brigitte, die Frau Knoop nun von ihrem Fenster aus beobachtet, wird misstrauisch. Sie vertraut sich ihrem Enkel Jonas an: „Ich glaube, die Frau Knoop betreibt ein illegales Putzinstitut. So viel Energie ist doch nicht normal!“
• Die Auflösung: Der Höhepunkt ist erreicht, als der Postbote beiden Damen gleichzeitig ein Paket mit Spezial-Reinigungsmitteln (für Frau Knoop) und einem neuen Vogelkäfig für den nun opernsingenden Hansi (für Brigitte) liefert. Sie treffen sich im Hausflur, beide bis in die Haarspitzen energiegeladen, und müssen schließlich über die Absurdität der Situation lachen. Sie beschließen, ihre Energie zu bündeln und gemeinsam den jährlichen Nachbarschafts-Flohmarkt zu organisieren – der zum bestorganisierten und strahlendsten Ereignis wird, das die Siedlung je gesehen hat.

Der nächste Gegenstand des Anstoßes

Die Sache mit der Lampe ist geklärt, aber Frau Knoops Misstrauen sucht sich ein neues Ziel. Brigitte hat durch ihre neue Energie ein neues Hobby für sich entdeckt: Sie hat von ihrem Enkel eine Virtual-Reality-Brille bekommen.

Die Eskalation:

• Seltsame Bewegungen: Frau Knoop beobachtet Brigitte nun durch ihr Fernglas, wie diese mit der VR-Brille auf dem Kopf durchs Wohnzimmer taumelt, nach unsichtbaren Dingen greift und gelegentlich erschrocken aufschreit. Für Frau Knoop ist der Fall klar: Die Lampe war nur der Anfang. Jetzt bekommt Brigitte Befehle von Außerirdischen direkt ins Gehirn gesendet. Die wilden Gesten waren keine Yoga-Übungen, sondern die Vorbereitung auf eine Invasion.
• Die Allianz der Skeptiker: Sie trommelt erneut Herrn Meier und andere Nachbarn zusammen. „Ich hab’s euch ja gesagt! Erst das Licht, jetzt trägt sie so einen komischen Helm und empfängt Signale! Sie übt schon, wie man sich in deren Raumschiffen bewegt!“ Herr Meier, pragmatisch wie immer, vermutet eher, dass Brigitte „einen von diesen modernen Sehtests für den Führerschein“ macht. Der junge Mann aus der WG tippt auf eine neue Art von Online-Shopping.
• Die Konfrontation 2.0: Die Delegation klingelt erneut bei Brigitte, diesmal mit einem Mohnkuchen als Vorwand. Als Brigitte ihnen die Tür öffnet, hat sie noch die VR-Brille auf der Stirn. Sie lädt die verdutzten Nachbarn ein, es selbst auszuprobieren. Frau Knoop weigert sich zunächst strikt, lässt sich dann aber überreden. Als sie die Brille aufsetzt und plötzlich Auge in Auge mit einem Blauwal in einem virtuellen Ozean schwebt, entfährt ihr ein Schrei des Entzückens. Sie ist so fasziniert, dass sie gar nicht mehr aufhören will.

Unerwartete Freundschaft

Brigittes letzte, augenzwinkernde Bemerkung über das Filmstudio hat etwas in Frau Knoop ausgelöst. Nicht etwa neuen Verdacht, sondern eine alte, vergessene Leidenschaft.

Die Entwicklung:

• Ein Geständnis: Ein paar Tage später fängt Frau Knoop Brigitte im Hausflur ab. Peinlich berührt gesteht sie, dass sie früher einmal davon geträumt hat, Schauspielerin zu werden. Die Bemerkung über das „Filmstudio“ hat sie daran erinnert.
• Das gemeinsame Projekt: Brigitte, die vor Energie nur so sprüht, ist sofort Feuer und Flamme. „Ein Filmstudio? Warum eigentlich nicht!“ Sie überredet Frau Knoop, mit ihr kleine Sketche für die Familie aufzunehmen. Brigitte führt mit ihrer neuen Energie die Regie, während Frau Knoop vor der Kamera aufblüht und ihr dramatisches Talent wiederentdeckt. Die Tageslichtlampe dient als perfekter Scheinwerfer.
• Die Stars der Nachbarschaft: Jonas, der Enkel, ist so begeistert von den Videos, dass er sie (mit Erlaubnis der beiden Damen) in die Nachbarschafts-WhatsApp-Gruppe stellt. Die kurzen, humorvollen Clips, in denen Frau Knoop dramatische Monologe über verschwundene Tupperdosen hält oder Brigitte eine überdrehte Fitness-Trainerin spielt, werden zum Hit. Herr Meier wird zum unfreiwilligen Gaststar, als er einfach durchs Bild läuft. Die einstige Spionagezentrale von Frau Knoop wird zum Drehbuch-Büro und Brigittes Wohnzimmer zum Filmset. Aus Misstrauen ist eine kreative und urkomische Freundschaft entstanden.