Insekten: Stabschrecken, Wandelnde Blätter oder Gottesanbeterinnen

Die Haltung von Insekten als Haustiere ist ein faszinierendes und oft unterschätztes Hobby, das eine erstaunliche Vielfalt bietet. Von pflegeleichten Gespenstschrecken bis hin zu imposanten Riesenkäfern – die Anforderungen variieren enorm je nach Art. Daher ist es, wie bei allen Exoten, unerlässlich, sich vor der Anschaffung umfassend über die spezifischen Bedürfnisse der gewählten Insektenart zu informieren.

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Hier sind allgemeine wissenswerte Punkte für die Haltung von Insekten:

Artenwahl – Der Grundstein für eine erfolgreiche Haltung:

Vielfalt der Insekten: Es gibt unzählige Insektenarten, die als Haustiere gehalten werden können, darunter:

Phasmiden (Stabschrecken, Gespenstschrecken, Wandelnde Blätter): Beliebt wegen ihrer Tarnung und meist pflanzenfressend.

Käfer: Rosenkäfer, Riesenkäfer (wie der Herkuleskäfer), Rüsselkäfer. Oft faszinierend in ihrem Lebenszyklus und Fressverhalten.

Gottesanbeterinnen: Raubtiere mit beeindruckendem Jagdverhalten.

Schaben: Madagaskar-Fauchschaben, Totenkopfschaben (werden oft als Futtertiere gehalten, aber auch als Haustiere).

Tausendfüßer: Gehören zwar streng genommen nicht zu den Insekten, werden aber oft im selben Kontext gehalten (z.B. Afrikanische Riesentausendfüßer).

Ameisen: Königin mit Kolonie in speziellen Ameisenfarmen.

Lebensweise: Informieren Sie sich, ob die Art tag- oder nachtaktiv, baum- oder bodenbewohnend, Einzelgänger oder gesellig ist.

Endgröße und Lebenserwartung: Viele Insekten leben nur wenige Monate bis zu einem Jahr als adultes Tier, aber ihr Larvenstadium kann deutlich länger dauern (z.B. Riesenkäferlarven mehrere Jahre).

Haltungseinrichtung (Terrarium, Insektarium oder Faunabox):

Größe: Die Größe des Behälters hängt von der Endgröße und Aktivität der Insektenart sowie der Anzahl der Tiere ab.

Phasmiden: Benötigen hohe Terrarien mit vielen Klettermöglichkeiten.

Käfer: Oft ausreichend Grundfläche, aber auch Grabmöglichkeiten für Larvenstadien.

Gottesanbeterinnen: Eher Einzelhaltung in kleineren, gut strukturierten Behältern.

Material: Glas-, Acryl- oder Faunaboxen mit guter Belüftung sind üblich. Eine ausreichende Luftzirkulation ist entscheidend, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Bodengrund: Artenspezifisch!

Phasmiden: Eher dünne Schicht aus Kokoshumus, Küchenpapier oder ungedüngter Erde. Wichtig ist, dass keine Futterpflanzen darin wurzeln, da diese sonst gefressen werden könnten.

Käfer/Tausendfüßer: Tiefe Schicht aus Humus, Weißfaules Holz, Laub und Rindenmulch, da viele Arten sich eingraben und/oder das Substrat fressen.

Gottesanbeterinnen: Eine dünne Schicht Substrat wie Kokoshumus oder Küchenrolle.

Einrichtung & Strukturierung:

Klettermöglichkeiten: Äste, Zweige, Pflanzen (echt oder künstlich) sind für baumbewohnende Arten unerlässlich.

Verstecke: Rindenstücke, Kokosnussschalen, Höhlen.

Wasserschale: Eine flache Wasserschale oder ein feuchtes Substratstück. Viele Insekten nehmen Feuchtigkeit auch durch Besprühen auf.

Sicherheit: Der Behälter muss ausbruchssicher sein. Viele Insekten können gut klettern oder sich durch kleine Spalten zwängen.

Klima im Habitat:

Temperatur: Artenspezifisch! Viele tropische Insekten benötigen tagsüber 22-30°C. Nachts ist oft eine leichte Absenkung auf Zimmertemperatur in Ordnung. Manche Arten benötigen eine Wärmequelle (z.B. Heizmatte von außen, kleine Spotlampe).

Luftfeuchtigkeit: Extrem artenspezifisch!

Tropische Arten: Benötigen oft eine hohe Luftfeuchtigkeit (60-90%). Dies wird durch regelmäßiges Sprühen (oft täglich oder mehrmals täglich) erreicht.

Trockenere Arten: Kommen mit geringerer Luftfeuchtigkeit aus. Hier reicht oft eine Wasserschale oder seltenes Sprühen.

Beleuchtung:

Grundbeleuchtung: Eine einfache Tageslichtlampe (LED, Leuchtstoffröhre) für den Tag-Nacht-Rhythmus (12-14 Stunden) ist ausreichend.

UV-Licht: Insekten benötigen in der Regel kein spezielles UV-Licht.

Ernährung:

Pflanzenfresser (Phytophage):

Phasmiden: Fressen Blätter von bestimmten Pflanzen. Brombeerblätter, Himbeerblätter, Eichenblätter, Hasel und Rose sind gängige Futterpflanzen. Immer ungespritzte Blätter verwenden!

Käferlarven/Rosenkäfer: Oft weißfaules Holz, spezielle Beetle Jellies (Fertigfutter), Obst, Gemüse.

Fleischfresser (Carnivore):

Gottesanbeterinnen: Fressen lebende Insekten wie Fliegen (Fruchtfliegen, Goldfliegen), Heimchen, Grillen. Die Größe des Futtertiers muss zur Größe der Gottesanbeterin passen.

Allesfresser (Omnivore):

Schaben/Tausendfüßer: Fressen Obst, Gemüse, Hunde-/Katzenfutter (Trockenfutter), Fischfutterflocken.

Wasser: Eine flache Schale mit Wasser, Wasserperlen oder ein feuchtes Wattepad bieten Flüssigkeit. Bei vielen Arten reicht das Besprühen aus.

Supplemente: Bei rein insektenfressenden Arten kann eine gelegentliche Bestäubung der Futtertiere mit Kalzium- oder Vitaminpulver sinnvoll sein, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Hygiene:

Tägliche Kontrolle: Entfernung von Futterresten, Kot und Schimmel.

Regelmäßige Reinigung: Je nach Art und Verschmutzungsgrad. Komplettreinigung des Behälters bei Bedarf.

Händewaschen: Nach jedem Kontakt mit den Tieren oder dem Behälter Hände waschen.

Sozialverhalten und Gruppenhaltung:

Einzelgänger: Viele Insekten, insbesondere Raubinsekten wie Gottesanbeterinnen, sind strikte Einzelgänger und fressen Artgenossen.

Gruppenhaltung: Viele pflanzenfressende Arten (Phasmiden, manche Käfer, Tausendfüßer) können in Gruppen gehalten werden, solange ausreichend Platz und Futter vorhanden sind. Hierbei ist auf das Geschlechterverhältnis zu achten, da Männchen kleiner sein können und seltener leben.

Besondere Aspekte:

Häutung: Insekten häuten sich, um zu wachsen. Während und nach der Häutung sind sie sehr empfindlich und sollten nicht gestört werden. Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit ist oft entscheidend für eine erfolgreiche Häutung.

Verteidigungsmechanismen: Manche Insekten können stechen, beißen, Gifte absondern (z.B. einige Käferarten Abwehrsekrete), oder Reizhaare abwerfen. Informieren Sie sich darüber.

Lärm/Geruch: Die meisten Insekten sind leise und geruchlos. Manche Schabenarten können aber einen Eigengeruch entwickeln.

Fortpflanzung: Viele Arten lassen sich relativ einfach nachzüchten. Achten Sie auf die Eiablage und mögliche Überpopulation.

Umgang: Insekten sind fragile Tiere. Direkter Kontakt sollte minimiert werden. Wenn nötig, vorsichtig mit Pinsel oder Pinzette hantieren.

Fazit:

Die Haltung von Insekten als Haustiere ist ein faszinierendes und lehrreiches Erlebnis. Sie sind oft pflegeleichter und platzsparender als andere Exoten. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen und artgerechten Haltung liegt in der gründlichen Recherche und Anpassung der Umgebung an die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Insektenart. Starten Sie am besten mit einer anfängerfreundlichen Art und erweitern Sie Ihr Wissen schrittweise.