Was ist bei einer Delirprävention zu beachten?

Delirprävention umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, das Auftreten eines Delirs (auch Delirium genannt) zu verhindern oder zumindest dessen Risiko zu senken. Ein Delir ist eine akute, oft vorübergehende und im Verlauf schwankende Störung der Hirnfunktion. Es äußert sich durch plötzliche Verwirrtheit, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Desorientierung (zeitlich, örtlich, zur Person), Wahrnehmungsstörungen (z.B. Halluzinationen) und Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus sowie im psychomotorischen Verhalten (Unruhe oder auffällige Teilnahmslosigkeit).

Warum ist Delirprävention wichtig?

Ein Delir ist ein ernster medizinischer Zustand, der besonders häufig bei älteren Menschen, Patienten im Krankenhaus (insbesondere nach Operationen oder auf Intensivstationen) und Menschen mit vorbestehenden kognitiven Einschränkungen (wie Demenz) auftritt. Es kann zu:

  • Längeren Krankenhausaufenthalten
  • Erhöhter Komplikationsrate
  • Schlechteren Rehabilitationsergebnissen
  • Erhöhter Sterblichkeit
  • Langfristigen kognitiven Beeinträchtigungen
  • Hoher Belastung für Patienten und Angehörige führen.
  • Da die Behandlung eines manifesten Delirs oft schwierig ist, kommt der Prävention eine entscheidende Bedeutung zu.

Was sind die Maßnahmen der Delirprävention?

Delirprävention ist in der Regel ein multimodaler Ansatz, d.h., es werden verschiedene Maßnahmen kombiniert, die auf die bekannten Risikofaktoren für ein Delir abzielen. Diese Maßnahmen sind oft nicht-medikamentös und können sowohl vom medizinischen Personal als auch von Angehörigen unterstützt werden:

Orientierung fördern:

  • Regelmäßig an Ort, Datum und Tageszeit erinnern.
  • Sichtbar platzierte Uhren und Kalender.
  • Persönliche Gegenstände (Fotos, eigene Decke) im Zimmer.
  • Gute Beleuchtung am Tag, Dunkelheit in der Nacht.
  • Vorstellen des Personals mit Namen und Funktion.

Sensorische Defizite ausgleichen:

Sicherstellen, dass Brillen und Hörgeräte funktionstüchtig sind und getragen werden.

Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisieren:

  • Ungestörte Nachtruhe ermöglichen (Lärm reduzieren, unnötige nächtliche Weckzeiten vermeiden).
  • Tageslichtexposition fördern (ggf. durch Tageslichtlampen).
  • Tagesstruktur mit Aktivitäts- und Ruhephasen.

Frühmobilisation und körperliche Aktivität:

  • Patienten so früh wie möglich nach Operationen oder bei Bettlägerigkeit mobilisieren.
  • Bewegungsübungen, Spaziergänge (wenn möglich).

Flüssigkeits- und Ernährungsmanagement:

  • Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um Dehydratation zu vermeiden.
  • Ausgewogene Ernährung sicherstellen, um Mangelernährung vorzubeugen.
  • Unterstützung bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme anbieten.

Schmerzmanagement:

Schmerzen adäquat und rechtzeitig behandeln, da unbehandelte Schmerzen ein starker Delirauslöser sind.

Medikamentenmanagement:

  • Überprüfung der Medikation auf potenziell delirfördernde Substanzen (Polypharmazie reduzieren).
  • Vorsichtiger Einsatz von Schlafmitteln und Beruhigungsmitteln.
  • Vermeidung oder vorsichtige Dosierung von Medikamenten mit anticholinerger Wirkung.

Kognitive Stimulation und soziale Interaktion:

  • Gespräche führen, zum Denken anregen (Rätsel, Lesen).
  • Besuche von vertrauten Personen fördern.
  • Vermeidung von Reizüberflutung, aber auch von Reizarmut.

Vermeidung von Komplikationen:

  • Infektionen frühzeitig erkennen und behandeln.
  • Stoffwechselentgleisungen korrigieren.
  • Auf regelmäßigen Stuhlgang achten.

Einbeziehung von Angehörigen:

Angehörige über das Delirrisiko aufklären und sie in präventive Maßnahmen einbinden (z.B. durch Besuche, vertraute Ansprache, Unterstützung bei der Orientierung).

Delirprävention ist somit ein interdisziplinärer Ansatz, der die Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Angehörigen erfordert, um die Risikofaktoren für ein Delir zu minimieren und die kognitive sowie körperliche Stabilität der gefährdeten Personen zu fördern.