Plastikmüll in unseren Gewässern stellt ein immenses und vielschichtiges Problem dar, das weitreichende ökologische und potenzielle gesundheitliche Folgen hat. Da Plastik extrem langlebig ist und sich nur sehr langsam zersetzt, reichert es sich in Flüssen, Seen und Meeren an.
Hier ist, was mit Plastikmüll in unseren Gewässern passiert:
1. Zerfall in immer kleinere Partikel (Mikro- und Nanoplastik):
- Kein biologischer Abbau: Im Gegensatz zu organischen Stoffen wird Plastik in der Natur nicht biologisch abgebaut. Es ist „inert“, das heißt, Mikroorganismen können es nicht vollständig zersetzen.
- Mechanischer Zerfall: Unter dem Einfluss von Sonnenlicht (UV-Strahlung), Salzwasser, Wind, Wellen und Reibung zerfällt größeres Plastik (Makroplastik) in immer kleinere Teile. Dieser Prozess dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Eine Plastiktüte braucht beispielsweise 10-20 Jahre, eine PET-Flasche bis zu 450 Jahre, um zu zerfallen.
- Mikroplastik: Partikel, die kleiner als 5 Millimeter sind, werden als Mikroplastik bezeichnet. Dieses ist bereits weit verbreitet in allen aquatischen Ökosystemen.
- Nanoplastik: Noch kleinere Partikel, im Nanometerbereich, können ebenfalls entstehen und sind besonders besorgniserregend, da sie noch leichter in Organismen eindringen können.
2. Verteilung und Ansammlung:
- Schwimmend: Ein Teil des Plastikmülls schwimmt an der Oberfläche, oft sichtbar als Müllteppiche oder „Müllstrudel“ in den Ozeanen (z.B. der „Great Pacific Garbage Patch“).
- Absinkend: Der größte Teil des Plastikmülls (schätzungsweise 70% oder mehr) sinkt jedoch auf den Meeresboden und lagert sich dort in Sedimenten ab. Auch an Küsten und Stränden wird ein Teil angespült.
- Flüsse als Transportwege: Ein Großteil des Plastikmülls, der in die Meere gelangt, stammt ursprünglich vom Land und wird über Flüsse eingetragen.
3. Auswirkungen auf aquatische Lebewesen und Ökosysteme:
- Verheddern und Ersticken: Größere Plastikteile wie Tüten, Netze oder Verpackungen können für Meerestiere zur tödlichen Falle werden. Wale, Delfine, Robben, Seevögel und Schildkröten verfangen sich darin oder ersticken an verschlucktem Plastik. Verloren gegangene Fischernetze („Geisternetze“) sind eine besonders große Gefahr.
- Verschlucken und falsche Sättigung: Tiere verwechseln Plastikteile mit Nahrung. Seevögel fressen Plastik aufgrund des Geruchs von Algen, die sich auf dem Plastik ansiedeln. Meeresschildkröten verwechseln Plastiktüten mit Quallen. Der Plastikmüll füllt den Magen der Tiere, wodurch sie Hunger leiden und verhungern, obwohl ihr Magen voll ist.
- Innere Verletzungen und Krankheiten: Scharfe oder große Plastikteile können innere Verletzungen im Verdauungstrakt verursachen. Es gibt auch Hinweise, dass Plastik die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht, z.B. bei Korallen.
- Schadstoffanreicherung: Plastik kann wie ein Schwamm wirken und giftige Chemikalien (z.B. PCB, Dioxine) aus dem Wasser an sich binden. Wenn Tiere dieses Plastik verschlucken, können die Schadstoffe in ihren Körper gelangen und sich in der Nahrungskette anreichern.
- Eintrag von invasiven Arten: Plastikteile können als „schwimmende Flöße“ für Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen dienen und diese in neue Regionen transportieren. Dort können sie zu invasiven Arten werden und das Gleichgewicht lokaler Ökosysteme stören.
- Schädigung von Lebensräumen: Plastikmüll kann Korallenriffe und andere empfindliche Lebensräume bedecken, Licht und Sauerstoffzufuhr blockieren und zum Absterben der Organismen führen.
4. Auswirkungen auf den Menschen:
- Nahrungskette: Mikroplastik und die daran gebundenen Schadstoffe können über die Nahrungskette (z.B. durch den Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten) auch in den menschlichen Körper gelangen. Die langfristigen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind noch nicht vollständig erforscht, aber es gibt Bedenken hinsichtlich Entzündungen, Hormonstörungen und Zellschäden.
Lösungsmöglichkeiten:
Das Problem des Plastikmülls in Gewässern ist enorm. Die wichtigsten Maßnahmen sind die Reduzierung des Plastikverbrauchs (insbesondere Einwegplastik), eine verbesserte Abfallwirtschaft und Recyclinginfrastruktur, sowie die Entwicklung nachhaltiger Alternativen. Daneben gibt es Projekte zur Bergung von Plastikmüll aus Gewässern, wobei die Vermeidung des Eintrags die höchste Priorität haben sollte.