Agaporniden, auch bekannt als Unzertrennliche oder Lovebirds, sind kleine, lebhafte und sehr soziale Papageien. Ihr Name leitet sich von ihrer starken Paarbindung ab. Eine Voliere bietet ihnen eine ausgezeichnete Umgebung, um ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Hier sind die wichtigsten Aspekte für ein artgerechtes Leben von Agaporniden in einer Voliere:
Größe und Einrichtung der Voliere
Die Größe der Voliere ist für Agaporniden von größter Bedeutung. Sie sind sehr aktive Flieger und Kletterer. Für ein Paar Agaporniden sollte die Voliere mindestens 1,50 m lang, 1 m breit und 1 m hoch sein. Für jedes weitere Paar sollte die Grundfläche entsprechend vergrößert werden. Je größer die Voliere, desto besser, da dies den Vögeln ermöglicht, ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben und Konflikte zu vermeiden.
Die Einrichtung sollte abwechslungsreich und sicher sein:
Sitzstangen: Bieten Sie verschiedene Dicken und Materialien an. Natürliche Äste von ungiftigen Bäumen (z.B. Obstbäume, Weide, Haselnuss, Birke, Ahorn, Eiche, Linde – unbedingt unbehandelt) sind ideal, da sie die Fußmuskulatur trainieren und Druckstellen vorbeugen. Die Stangen sollten so angebracht sein, dass ausreichend Flugraum erhalten bleibt.
Futter- und Wassernäpfe: Am besten aus Edelstahl oder Keramik, da diese robust, leicht zu reinigen und hygienisch sind. Platzieren Sie sie so, dass sie nicht direkt unter Sitzstangen liegen und somit vor Kot geschützt sind. Bei Gruppenhaltung sollten mehrere Näpfe zur Verfügung stehen, um Futterneid zu vermeiden.
Spielzeug: Agaporniden sind intelligent und haben ein starkes Nagebedürfnis. Bieten Sie daher viel abwechslungsreiches Spielzeug aus Naturmaterialien an, wie z.B. Schaukeln, Leitern, Seile, Klettergeräte und Spielzeug zum Nnaben (z.B. aus Naturholz, unbehandeltem Leder, Kork). Wechseln Sie das Spielzeug regelmäßig, um Langeweile vorzubeugen.
Badegelegenheiten: Agaporniden baden sehr gerne. Eine flache Badeschale mit frischem Wasser oder ein Badehäuschen sollte täglich angeboten werden.
Schlafhöhlen/Rückzugsorte: Obwohl sie keine reinen Höhlenbrüter wie Gouldamadinen sind, nutzen Agaporniden geschlossene Schlafhäuschen (die vorne offen sind, um Bruttrieb zu vermeiden, wenn keine Zucht gewünscht ist) gerne als Rückzugsort und Schlafplatz. Jedes Paar sollte eine eigene Schlafhöhle haben.
Knabbermaterial: Sepiaschalen, Mineralsteine oder Kalkpicksteine sind wichtig für die Schnabelpflege und die Mineralstoffversorgung.
Soziales Leben und Vergesellschaftung
Agaporniden sind sehr soziale Tiere und müssen immer mindestens paarweise gehalten werden. Eine Einzelhaltung ist absolut nicht artgerecht und kann zu Verhaltensstörungen wie Rupfen, Apathie oder übermäßigem Schreien führen. In freier Natur leben sie in größeren Schwärmen, daher ist auch eine Gruppenhaltung in einer entsprechend großen Voliere optimal. Achten Sie auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, um übermäßige Rivalitäten zu vermeiden.
Vergesellschaftung mit anderen Vogelarten: Von der gemeinsamen Haltung mit anderen Vogelarten, insbesondere Wellensittichen, ist dringend abzuraten, da Agaporniden anderen Vögeln gegenüber durchaus aggressiv werden können. Artgleiche Schwärme sind am besten.
Ernährung
Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist entscheidend für die Gesundheit und Vitalität von Agaporniden:
Hochwertiges Agaporniden-Körnermischung: Dies bildet die Grundlage der Ernährung. Achten Sie auf Mischungen, die speziell für Agaporniden formuliert sind und einen geringen Anteil an fetthaltigen Sonnenblumenkernen aufweisen. Buchweizen und Vollkornreis sind gute Bestandteile.
Frisches Obst und Gemüse: Täglich eine Vielfalt an frischem Obst und Gemüse anbieten (z.B. Apfel, Birne, Banane, Karotten, Gurke, Paprika, Zucchini, Brokkoli). Informieren Sie sich immer im Voraus, welche Sorten für Agaporniden geeignet und ungiftig sind (Avocado ist z.B. giftig!).
Grünfutter und Wildkräuter: Gerne auch frisches Grünzeug wie Vogelmiere, Löwenzahn oder andere Wildkräuter (ungespritzt und gut gewaschen).
Keimfutter: Eine hervorragende Ergänzung, die Vitamine und Enzyme liefert.
Kolbenhirse: Sehr beliebt als Leckerli oder zur Beschäftigung, sollte aber wegen des hohen Fettgehalts nur in Maßen gegeben werden.
Tierisches Eiweiß: Besonders während der Zucht und Mauser, aber auch regelmäßig zwischendurch, benötigen Agaporniden tierisches Eiweiß. Dies kann durch Eifutter, getrocknete Insekten oder Quark bereitgestellt werden.
Grit: Vogelgrit sollte immer zur Verfügung stehen, da es für die Verdauung der Körner essenziell ist.
Frisches Wasser: Muss immer und jederzeit zugänglich sein und sollte täglich gewechselt werden.
Hygiene und Gesundheit
Regelmäßige Reinigung der Voliere ist unerlässlich, um Krankheiten vorzubeugen. Futter- und Wassergefäße sollten täglich gereinigt und neu befüllt werden. Kot und Futterreste auf dem Volierenboden und den Sitzstangen müssen ebenfalls täglich entfernt werden. Eine gründliche Komplettreinigung der gesamten Voliere (Stangen, Wände, Boden) sollte regelmäßig erfolgen, je nach Größe und Besatzdichte. Eine monatliche Desinfektion der Gitterstäbe ist ebenfalls ratsam.
Achten Sie auf Anzeichen von Krankheiten, wie Apathie, aufgeplustertes Gefieder, veränderter Kot, Nasenausfluss, Niesen, Atemprobleme, Appetitlosigkeit oder Verhaltensänderungen. Bei jedem Verdacht auf Krankheit sollte umgehend ein vogelkundiger Tierarzt konsultiert werden, da Agaporniden Krankheiten oft lange verbergen.
Standort und Sicherheit
Standort: Die Voliere sollte an einem ruhigen, hellen Ort stehen, fern von Zugluft, direkter Sonneneinstrahlung (Überhitzungsgefahr) und Küchen- oder Tabakdunst. Ein Standort, bei dem die Voliere mindestens mit einer Seite an einer Wand steht, kann den Vögeln ein Gefühl von Sicherheit geben. Die Voliere sollte so hoch stehen, dass die Vögel etwas über Augenhöhe ihrer Pfleger sind, da sie sich bei Beunruhigung gerne erhöht aufhalten.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Der ideale Temperaturbereich liegt zwischen 18 und 25 °C. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte bei etwa 60 % liegen, da sie aus feuchten Regionen stammen. Plötzliche Temperaturschwankungen sind zu vermeiden. Bei Außenvolieren ist ein frost- und zugfreier, beheizter Schutzraum (mindestens 10-15 °C, je nach Art) unerlässlich.
UV-Licht: Für Vögel in Innenhaltung ist eine spezielle UV-Lampe (UVA- und UVB-Licht, z.B. Bird Lamp) sehr empfehlenswert, da sie für die Vitamin-D3-Synthese und das Wohlbefinden wichtig ist.
Sicherheit: Stellen Sie sicher, dass die Voliere ausbruchssicher ist. Die Gitterstäbe müssen stabil sein und dürfen keine schädlichen Beschichtungen (Lack, Zink) aufweisen, da Agaporniden stark nagen. Es dürfen keine spitzen Gegenstände, Spalten oder Materialien vorhanden sein, die die Vögel verletzen könnten. Überprüfen Sie regelmäßig den Zustand der Gitter und Verschlüsse. Achten Sie darauf, dass keine giftigen Pflanzen oder Reinigungsmittel in die Nähe der Voliere gelangen können.
Ein Leben in einer gut geplanten und gepflegten Voliere, in Gesellschaft von Artgenossen, kann Agaporniden ein glückliches, gesundes und langes Leben ermöglichen. Sie sind zwar lebhaft und können laut sein, aber ihre charmante Art und starke Paarbindung machen sie zu lohnenswerten Haustieren.