Tauben – Die Rolle der Elterntiere

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Die erfolgreiche Aufzucht der Jungen ist bei Tauben maßgeblich von der intensiven und koordinierten Brutpflege beider Elterntiere abhängig.

Paarbindung und Brutpflege als Teamleistung

Tauben gelten als überwiegend monogam und bilden oft Paare, die über viele Jahre oder sogar lebenslang zusammenbleiben. Die Brutpflege ist eine gemeinsame Anstrengung beider Partner (biparentale Fürsorge), was bei Vögeln zwar häufig vorkommt (ca. 85% der Arten ), bei Tauben aber durch die nahezu gleichwertige Beteiligung beider Geschlechter an fast allen Aufgaben, einschließlich der Kropfmilchproduktion, besonders ausgeprägt ist.  

Aufgabenteilung

Die Aufgaben während der Brut und Aufzucht werden zwischen den Partnern aufgeteilt, wobei es etablierte Muster, aber auch Flexibilität gibt:

Nestbau:

Beide Partner beteiligen sich am Bau des Nests, auch wenn dieses oft nur eine einfache Struktur aus Zweigen und Halmen ist.  

Bebrütung:

Das Gelege, das meist aus zwei Eiern besteht , wird von beiden Eltern abwechselnd bebrütet, um eine konstante Temperatur zu gewährleisten. Häufig übernimmt der Tauber die Brut während eines Teils des Tages (z.B. vormittags bis nachmittags ), während die Täubin die übrige Zeit, insbesondere die Nachtschicht, brütet.  

Fütterung:

Wie bereits erwähnt, produzieren beide Elternteile Kropfmilch und füttern damit die Nestlinge und später die Ästlinge. Bei sogenannten Schachtelbruten, bei denen die Täubin bereits neue Eier legt, während die vorherigen Jungen noch nicht selbstständig sind, fällt die Fütterung der Ästlinge oft hauptsächlich dem Vater zu.  

Wärmen (Hudern):

Beide Eltern wärmen die kälteempfindlichen Nestlinge, vor allem in der ersten Lebenswoche.

Schutz:

Nest und Nachwuchs werden von beiden Eltern energisch gegen Störer und potenzielle Feinde verteidigt, wobei sie Berichten zufolge sogar ihr eigenes Leben riskieren. Nach dem Ausfliegen begleiten und warnen sie die Jungvögel.  

Elterliche Erfahrung:

Es gibt Hinweise darauf, dass ältere, erfahrenere Brutpaare möglicherweise erfolgreicher bei der Aufzucht sind. Dies könnte auf effizientere Brutpflegestrategien oder eine optimierte hormonelle Steuerung zurückzuführen sein.  

Die Fähigkeit beider Geschlechter, die hoch nahrhafte Kropfmilch zu produzieren , ist ein entscheidender Aspekt der Taubenbiologie. Sie verdoppelt quasi die verfügbaren Ressourcen für die energieintensive Ernährung der schnell wachsenden Küken. Dies ermöglicht nicht nur das rasante Wachstum, sondern erhöht auch die Robustheit des Systems: Selbst wenn ein Elternteil temporär ausfällt (z.B. durch Nahrungssuche oder Tod), kann der andere Partner die Versorgung zumindest teilweise aufrechterhalten. Dies ist wahrscheinlich ein Schlüsselfaktor, der es Taubenpaaren ermöglicht, in der Regel zwei Küken gleichzeitig aufzuziehen.

Die etablierte Arbeitsteilung beim Brüten 1 und die Fähigkeit zur Schachtelbrut 2 unterstreichen die hohe Effizienz des Reproduktionssystems der Tauben. Durch die Überlappung von Brut- und Aufzuchtphasen wird die Zeit zwischen den Bruten minimiert und die Anzahl potenzieller Nachkommen pro Jahr maximiert. Dies ist eine wichtige Anpassung für eine Art, die oft mit hohen Verlustraten bei den Jungtieren konfrontiert ist 3 und trägt maßgeblich zur erfolgreichen Populationsdynamik bei.  

Schlussfolgerung

Die Aufzucht von Tauben vom Schlüpfen bis zur Selbstständigkeit ist ein komplexer Prozess, der von einer bemerkenswerten Geschwindigkeit und einer intensiven, kooperativen Brutpflege durch beide Elterntiere geprägt ist. Die altrizialen Küken sind anfangs völlig hilflos und auf konstante Wärme und die einzigartige, hoch nahrhafte Kropfmilch angewiesen, die von beiden Eltern produziert wird. Diese spezielle Ernährung ermöglicht ein extrem schnelles Wachstum und eine rasche Entwicklung von Gefieder, Sinnesorganen und Motorik innerhalb weniger Wochen.

Das Flüggewerden nach etwa vier Wochen markiert einen kritischen Übergang, da die Jungvögel das Nest oft verlassen, bevor sie sicher fliegen können, und somit in der Ästlingsphase erhöhten Gefahren durch Prädatoren und andere Umweltrisiken ausgesetzt sind. Die fortgesetzte Fütterung und Führung durch die Eltern ist in dieser Zeit überlebenswichtig. Die vollständige Selbstständigkeit bei Nahrungssuche und Flug wird erst nach weiteren Wochen erreicht.

Die Aufzucht ist jedoch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Krankheiten wie die Trichomoniasis, Parasitenbefall, Unterernährung (insbesondere im urbanen Raum), Prädation und Witterungseinflüsse führen zu hohen Mortalitätsraten, die im städtischen Umfeld oft über 80% im ersten Lebensjahr liegen können. Die verschiedenen Gefahrenfaktoren wirken dabei häufig zusammen und verstärken sich gegenseitig.

Trotz dieser Widrigkeiten zeigt die Fähigkeit der Tauben zur biparentalen Fürsorge, zur Produktion von Kropfmilch und zur effizienten Reproduktion (inklusive Schachtelbruten) eine hohe Anpassungsfähigkeit und Resilienz, die ihren Erfolg als weit verbreitete Vogelart erklärt. Das Verständnis dieser biologischen Prozesse ist essentiell für artgerechte Haltungsbedingungen, erfolgreiche Zuchtprogramme und effektive Tierschutzmaßnahmen, insbesondere im Kontext der Stadttaubenproblematik.